Fotografie eines Stichs, der die angebliche Brandmarkung Calvins zeigt

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Fotografie eines Stichs, der die angebliche Brandmarkung Calvins zeigt
Beschreibung des Objekts
Contentwarnung: Darstellung von körperlicher Gewalt
Da es sich hier um die Darstellung einer Gewaltszene handelt, erfolgt die primäre Ansicht nicht in Klarform. Erst die Folgeansichten zeigen das Foto in allen Details.

Schwarz-Weiß-Fotografie, die die Szene einer Brandmarkung auf einem öffentlichen Platz zeigt. Auf einem Holzpodest befinden sich zwei Männer. Der rechte Mann mit entblößtem Oberkörper, der Johannes Calvin darstellen soll, ist mit den Händen an einen Holzstamm gefesselt. Der linke Mann führt ihm mit einem Stab eine Brandmarke auf dem Rücken zu. Calvin ist seitlich abgebildet, dreht sein Gesicht den Betrachtenden zu. Der linke Mann ist von vorn zu sehen, er steht leicht gebückt, seine Augen sind auf die Brandmarke gerichtet, die er Calvin zufügt. Um das Podest herum stehen Schaulustige, im Hintergrund sind Häuser und eine Kirche zu sehen. Aus dem Kamin eines der Häuser steigt Rauch auf.

Kontext:
Die Abbildung steht im Kontext von sexuellen Denunziationen in der Reformationszeit. Sie illustriert die angebliche Brandmarkung Calvins wegen vermeintlicher „Päderastie“. Diese Denunziation durch „katholische Polemiker“ ist vermutlich ein Gegenangriff, nachdem „die neue calvinistische Republik von Genf den gesamten katholischen Klerus als ‚sodomitisch’ charakterisiert“ hatte (vgl. Ulrich L. Lehner: „Verschwörungstheorien, Homosexualität, und Päderastie als literarische Motive“, in: Aurnhammer, Achim et al. (Hg.): Inszenierte Keuschheit. Sexualdelikte in der Gesellschaft Jesu im 17. und 18. Jahrhundert, Berlin/Boston, S. 72). Verbreitung fand die Denunziation durch die Calvin-Biografie von Jérôme Bolsec, der zum Protestantismus konvertiert und zum Katholizismus rekonvertiert war. „In 1577, Jerome Bolsec, a Carmelite theologian who became a Protestant and controversialist, claimed that Calvin had been caught red-handed engaging in sodomy but intervention by the compassionate bishop of Noyon resulted in his death sentence reduced to a brand on his shoulder.“ (siehe Roelens, Jonas (2015): From Slurs to Silence? Sodomy and Mendicants in the Writings of Catholic Laymen in Early Modern Ghent, in: Sixteenth Century Journal XLVI/3, S. 548)

Auf der Rückseite der Abbildung steht im „Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen“ (1905): „Diese Abbildung ist einem alten niederländischen Pamphlet entnommen, dessen Titel lautet: ‚Afbeldsel van den ghebrandtmarkten Sodomiet Jan Calvin, gheschildert door Marten v. Cleef, doen tertijd levende; is te sien in de Pladdijsweij t'Antwerpen.‘
Das Pamphlet ist sehr selten und findet sich in keiner der niederländischen öffentlichen Sammlungen. Ein Exemplar ist jedoch im Privatbesitz eines Rotterdamer Patriziers, welcher die Reproduktion freundlichst gestattet hat.“
Abgebildete Person(en)
Johannes Calvin
Datierung
Ort
Berlin
Sprache
de
Nutzungsrechte Metadaten
CC0
Nutzungsrechte Digitalisat
Public Domain Mark
Gefördert durch
Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

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