Abbildung von Chevalier d‘Éon (5)

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Abbildung von Chevalier d‘Éon (5)
Beschreibung des Objekts
Schwarz-Weiß-Fotografie vermutlich eines Gemäldes, das Chevalier d'Éon zeigt. D'Éon wurde im Halbprofil porträtiert und ist vom Kopf bis unterhalb der Brust zu sehen. D'Éon trägt ein dunkles Kleid mit einem hellen Rüscheneinsatz auf der Brust, um den Hals ist eine dunkle Schleife gebunden. Auf dem Kopf trägt d'Éon vermutlich eine Perücke mit einem im Scheitel befestigten Schleier, der links und rechts und am Hinterkopf herabfällt, sowie mit verschiedenen Schleifen. D'Éon hat die Hände unter der Brust übereinandergelegt. Der Hintergrund ist neutral dunkel, d'Éon blickt die Betrachtenden direkt an.

Kontext:
Charles d'Éon de Beaumont (1728–1810), bekannt als Chevalier d’Éon, war unter anderem französischer Diplomat und trat am russischen Hof und später in England überwiegend in Frauenkleidern auf. Nach d’Éon wurde im Berlin der 1920er Jahre die „Transvestitenorganisation“ „Vereinigung D’Eon“ benannt, und in England bezeichnete der Arzt und Sexualforscher Havelock Ellis (1859–1939) das Phänomen des „Cross-Dressing“ in Anlehnung an d’Éon als „eonism“.

Von d’Éon befanden sich mehrere Abbildungen, darunter mindestens ein Gemälde, in der Sammlung des Instituts für Sexualwissenschaft. Eine davon war auch Teil der Bilderwand „Sexuelle Zwischenstufen“, die für den im August 1913 in London tagenden internationalen medizinischen Kongress angefertigt und dann im Institut für Sexualwissenschaft gezeigt wurde. Der Gründer des Instituts, Magnus Hirschfeld, wollte mit der Bilderwand seine um 1910 vorgelegte „Zwischenstufentheorie“ veranschaulichen und untermauern.

Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das Konzept der Zwischenstufen die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstige körperliche Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstige seelische Eigenschaften.

Mit dieser Theorie öffnete Hirschfeld bereits 1907 das gängige Konzept des biologisch-genitalen Geschlechts für Aspekte, die u.a. auf der erlebten Identität der Individuen beruhten.
Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, Rainer (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher gingen damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.
Datierung
Ort
Berlin
Sprache
de
Nutzungsrechte Metadaten
CC0
Nutzungsrechte Digitalisat
Public Domain Mark
Gefördert durch
Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

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