Abbildung eines sog. „Keuschheitsgürtels“

Objekt

Objekttyp
Titel des Objekts
Abbildung eines sog. „Keuschheitsgürtels“
Beschreibung des Objekts
Fotografie einer Zeichnung von einem sog. „Keuschheitsgürtel“. Der „Keuschheitsgürtel“ wurde frontal gezeichnet, die einzelnen Riemen mit Schraffuren versehen. Er ist vor einem neutralen Hintergrund dargestellt.

Kontext:
Mit dieser Abbildung illustrierte die Psychologin Sofie (Sophie) Lazarsfeld (geb. Munk, 1881–1976) in ihrer Publikation „Wie die Frau den Mann erlebt“ den Abschnitt über den sog. „Keuschheitsgürtel“. Sie schreibt dort: „Es ist das Mittelalter mit seinen Liebeshöfen, Minnesängern, Troubadouren. Die Frau wurde verehrt, angebetet und als der hehrste Schmuck des Lebens besungen. War nun der Besitzer eines solchen wertvollen Schmucks genötigt, sich zeitweilig von ihm zu trennen, so war es natürlich seine größte Sorge, wie er ihn wohl für diese Zeit am zweckmäßigsten aufbewahren könne. Und jetzt kommt heraus, was die Männer dieser Zeiten als Wertvollstes und Entscheidendes ansahen und was sie an den Frauen angeblich höchsten Gut des Lebens, wirklich schätzten. Wir sind damit bei einer der größten Ungeheuerlichkeiten angelangt, welche der Mann der Frau gegenüber je verschuldet hat, beim Keuschheitsgürtel.“ (Sofie Lazarsfeld (1931): Wie die Frau den Mann erlebt. Fremde Bekenntnisse und eigene Betrachtungen, Buchhandlung Schneider, S. 208f.)

Daran anschließend beschreibt Lazarsfeld den Gürtel als brutale mittelalterliche Methode von Kreuzrittern und anderen zumeist adligen Ehemännern, die damit die Sexualität ihrer Frauen während einer längeren Abwesenheit kontrollieren wollten, auch um den Preis der körperlichen Qualen für die Frauen beim Tragen des Gürtels. Diese Interpretation gilt heute als historisch falsch. Vereinzelte Belege für Keuschheitsgürtel gibt es erst für die Zeit nach den Kreuzzügen ab dem späten 14. Jahrhundert bis ins 17. Jahrhundert. Wie weit sie verbreitet waren und für welchen Zweck sie genutzt wurden, ob zum Schutz vor sexuellen Übergriffen, als Sexspielzeug, als Druckmittel und Körperstrafe oder um sexuelle Abstinenz zu garantieren (wie die Apparate zur Verhinderung von Onanie aus dem 19. Jahrhundert), ist unter Fachleuten immer noch umstritten.
Mitwirkende*r
Sophie Lazarsfeld
Datierung
Ort
Berlin
Sprache
de
Nutzungsrechte Metadaten
CC0
Nutzungsrechte Digitalisat
Public Domain Mark
Gefördert durch
Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

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