Porträt von Violette Morris in einem Rennwagen

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Porträt von Violette Morris in einem Rennwagen
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Fotografie, die Violette Morris in einem offenen Automobil, vermutlich einem Rennwagen hinter dem Steuer sitzend zeigt. Zu sehen sind ihr Kopf und ihr Oberkörper. Sie trägt eine Jacke, darunter ein helles Hemd mit Krawatte, im Mundwinkel hat sie eine Zigarette. Die Fotografie erfolgte von der Seite. Morris hat ihren Kopf in Richtung der Kamera gedreht und blickt die Betrachtenden direkt an. Vom Auto ist nur der Bereich des Cockpits zu sehen. Im Hintergrund befindet sich ein Gebäudeteil, vielleicht der untere Bereich einer Tribüne.

Kontext
Violette Paule Emilie Marie Morris (1893–1944) war eine französische Sportlerin, die sich u. a. im Diskus-und Speerwerfern, im Kugelstoßen, Wasserpolo, Boxen, Fußball, in Fahrrad- und Autorennen, im Reiten, Tennis und im Schwimmen betätigte. In den 1920er Jahren gewann sie bei der Women’s World Games und der Women’s Olympiade mehrere Goldmedaillen. Nachdem der französische Frauen-Athletik-Verband ihr die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen in Amsterdam 1928 verbot, eröffnete sie einen Autoteile-Handel und beteiligte sich am Bau von Rennwagen.

Morris verweigerte sich der Erfüllung weiblicher Rollenklischees, sie trug Männerkleidung und lebte offen lesbisch – all dies waren Gründe gewesen, sie von den Olympischen Sommerspielen auszuschließen. Um besser hinter den Lenker ihres Rennautos zu passen, ließ sie sich angeblich die Brüste entfernen.

In den1930er und 1940er Jahren soll Morris mit den Nazis kollaboriert haben, indem sie für den deutschen Sicherheitsdienst Informationen über die Standorte der französischen Armee übermittelte. Dies ist jedoch umstritten. Am 26. April 1944 wurde sie während einer Autofahrt in der Nähe von Paris zusammen mit Freunden von Mitgliedern einer lokalen Widerstandsgruppe erschossen.

Im Aufsatz der Arbeiter Illustrierten Zeitung von Karl Giese und Richard Linsert wird das Foto in den Kontext des damals so genannten „Transvestitismus“ gestellt – ein von Magnus Hirschfeld entwickeltes Konzept, das Menschen umfasste, die „gegengeschlechtliche“ Kleidung trugen und mitunter auch als „erotischer Verkleidungstrieb“ bezeichnet wurde.
Abgebildete Person(en)
Violette Morris
Datierung
Ort
Berlin
Sprache
de
Nutzungsrechte Metadaten
CC0
Nutzungsrechte Digitalisat
Public Domain Mark
Gefördert durch
Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

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