Abbildung von Helena Antonia von Lüttich

Objekt

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Titel des Objekts
Abbildung von Helena Antonia von Lüttich
Beschreibung des Objekts
Schwarz-Weiß-Fotografie einer Druckgrafik, die Helena Antonia von Lüttich zeigt. Sie ist vom Kopf bis zu den Füßen zu sehen und steht in einem Raum. Sie trägt ein langes Kleid mit Verzierungen und einem langen geflochtenen Gürtel, einen spanischen Kragen und eine Kopfbedeckung. Ihre rechte Hand ruht auf der Rückenlehne eines links neben ihr stehenden Stuhls, auf dessen Sitzfläche ein Objekt liegt. Mit der anderen Hand hält sie den Rock leicht gerafft. Sie wurde seitlich porträtiert und schaut geradeaus nach links. Im Hintergrund des Raumes sind ein Vorhang und eine Säule zu sehen.
Unten links im Bild ist zu lesen: „Custod excud. Aug.“ Darunter ein lateinischer Satz mit Übersetzung ins Deutsche.

Kontext:
Helena Antonia von Lüttich (1550–1595) war eine kleinwüchsige Person, die u. a. am Hof in Graz aufwuchs. In der Literatur der frühen Sexualwissenschaft dürfte sie im Kontext der sog. „Bartfrauen“ bzw. „Bartdamen“ aufgetaucht sein. Auch Magnus Hirschfeld, Sexualwissenschaftler und Sexualreformer, nutzte Abbildungen von „bärtigen Frauen“ u. a. in seiner Publikation „Geschlechtsübergänge“ im Kapitel „Androtrichie. Feminae barbatae“. Dort schreibt er: „Zu den häufigsten und augenfälligsten Geschlechtsübergängen gehören die der Behaarung, einem […] besonders wichtigen sekundären Geschlechtscharakter.
Um sich von der Häufigkeit des ‚Frauenbartes‘ eine Vorstellung zu machen, ist es nur nötig, die Annoncenteile der Zeitungen zu durchsehen. Ich sammelte einige Wochen die Inserate, in denen die Entfernung weiblicher Barte mittelst Elektrolyse, Enthaarungswassern, Depilatorien und anderen Methoden angepriesen wird und fand, daß sich in Berlin Dutzende von Personen diesem anscheinend recht einträglichen Erwerbszweig widmen.“ (Vgl. Hirschfeld, Magnus (1913): Geschlechtsübergänge. Mischungen männlicher und weiblicher Geschlechtscharaktere (Sexuelle Zwischenstufen), Max Spohr, Text vor Tafel XIV)

Bilder von „Frauen mit Bärten“ waren auch Teil der Bilderwand „Sexuelle Zwischenstufen“, die für den im August 1913 in London tagenden internationalen medizinischen Kongress angefertigt und dann im Institut für Sexualwissenschaft gezeigt wurde. Der Gründer des Instituts, Magnus Hirschfeld, wollte mit der Bilderwand seine um 1910 vorgelegte „Zwischenstufentheorie“ veranschaulichen und untermauern.

Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das Konzept der Zwischenstufen die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstige körperliche Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstige seelische Eigenschaften.

Mit dieser Theorie öffnete Hirschfeld bereits 1907 das gängige Konzept des biologisch-genitalen Geschlechts für Aspekte, die u.a. auf der erlebten Identität der Individuen beruhten.
Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, Rainer (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher gingen damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.
Mitwirkende*r
Wilhelm Polzer
Abgebildete Person(en)
Helena Antonia
Datierung
Ort
Berlin
Sprache
de
Nutzungsrechte Metadaten
CC0
Nutzungsrechte Digitalisat
Public Domain Mark
Gefördert durch
Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

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