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Titel des Objekts
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Abbildung eines unbekleideten Mannes
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Beschreibung des Objekts
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Schwarz-Weiß-Fotografie eines unbekleideten, stehenden Mannes. Der Mann wurde frontal fotografiert und ist vom Kopf bis zu den Füßen zu sehen. Er steht leicht vornübergebeugt, seine Arme hängen locker am Körper herab, er blickt direkt in die Kamera. Der Hintergrund ist neutral dunkel, möglicherweise wurde das Foto freigestellt. Links neben dem Mann befindet sich eine numerische Skala, deren Zählung etwa auf der Höhe seines Ellenbogens bei einem Meter beginnt und oben an dessen Kopf endet.
Weil heute nicht mehr nachvollzogen werden kann, unter welchen Umständen und zu welchen Bedingungen diese Fotografie einer unbekleideten Person entstanden ist, wird die Abbildung hier nur zum Teil in Klarform gezeigt.
Kontext:
Die Abbildung, die der Kriminalist Wilhelm Polzer in seiner Publikation „Sexuellperverse“ 1930 veröffentlichte, wurde in bildlicher Nachbarschaft zu Fotos von Personen abgedruckt, die als Beispiele jenseits einer Normgeschlechtlichkeit gelesen wurden. Der Sexualwissenschaftler und Sexualreformer Magnus Hirschfeld, aus dessen Institut die Fotografien stammten, sah in solchen Beispielen vermutlich eine Bestätigung seiner sog. „Zwischenstufentheorie“. Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das Konzept der Zwischenstufen die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstige körperliche Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstige seelische Eigenschaften.
Mit dieser Theorie öffnete Hirschfeld bereits 1907 das gängige Konzept des biologisch-genitalen Geschlechts für Aspekte, die u.a. auf der erlebten Identität der Individuen beruhten.
Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, Rainer (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher gingen damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.
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Ort
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Berlin
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Sprache
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de
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Gefördert durch
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Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin