-
Titel des Objekts
-
Abbildung eines Prostituierten/Sexarbeiters (1)
-
Beschreibung des Objekts
-
Schwarz-Weiß-Fotografie einer Person, die in einem Raum auf einem Holzstuhl mit Armlehnen sitzt. Die Person trägt ein helles Kleid aus vermutlich Spitzenstoff, eine Perücke und einen großen hellen Hut auf dem Kopf. Sie wurde frontal fotografiert, ist vom Kopf bis zu den Füßen zu sehen und blickt in die Kamera. Ihre Arme hat sie auf die beiden Stuhllehnen gelegt, den Kopf hält sie leicht zur rechten Seite geneigt. Im Hintergrund des Raums ist eine helle Büste zu erkennen, weitere Gegenstände und das Mobiliar lassen sich nicht identifizieren. Das Foto wurde schräg aufgenommen, sodass die Szenerie nach rechts wegzukippen scheint.
Kontext:
Von der Person existieren mindestens zwei Fotografien, die sie einmal in „weiblicher“ Kleidung und einmal in Unterwäsche zeigen.
Im Gegensatz zu anderen Fotografien, wie sie in den Arbeiten des Sexualwissenschaftlers und Sexualreformers Magnus Hirschfeld auftauchen, scheint laut Michael Thomas Taylor diese Zweierserie die Gefahr einer Art „krimineller Verschleierung“ durch den Kleidertausch zu thematisieren. So heißt es bei Hirschfeld/Tilke in der Bildunterschrift des linken – hier abgebildeten – Fotos, dass es sich um eine „männliche Prostituierte“ handele, die „Jahre hindurch die Pariser Männer düpierte“. Unter der rechts daneben abgedruckten Abbildung, auf der dieselbe Person ohne Kleidung und Perücke allein in Unterwäsche abgebildet ist – heißt es: „Wie sie sich bei ihrer Sistierung entpuppte.“ Laut Taylor sollte diese „Bedrohung durch Verschleierung“ durch die u. a. in Berlin und Wien praktizierte Ausstellung eines sog. „Transvestitenscheins“ abgewendet werden (Taylor, Michael Thomas (2020): „Visual Medical Rhetorics of Transgender Histories“, in: ders., Bakker, A., Herrn, R. und Timm, A. F.: OTHERS OF MY KIND: Transatlantic Transgender, University of Calgary Press, Calgary, S. 177–217, hier S. 201). Solche „Transvestitenscheine“, die von der Polizei auf der Grundlage eines ärztlichen Gutachtens ausgestellt wurden, legitimierten ihre Besitzer*innen, dauerhaft „gegengeschlechtliche“ Kleidung zu tragen, wodurch es Menschen möglich wurde, sich gemäß ihrer Geschlechtsidentität zu kleiden – ohne sich dabei z. B. dem Verdacht einer kriminellen Handlung auszusetzen. Magnus Hirschfeld und Iwan Bloch (ebenfalls Arzt, Sexualwissenschaftler und Sexualreformer) hatten solche Gutachten erstellt.
-
Ort
-
Berlin
-
Sprache
-
de
-
Gefördert durch
-
Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin