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Titel des Objekts
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Fotografie von Rosa Braunschweig in Uniform
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Beschreibung des Objekts
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Schwarz-Weiß-Fotografie von Rosa Braunschweig, die in Soldatenkleidung in einem Raum steht. Sie ist vom Kopf bis zu den Füßen zu sehen und wurde frontal/leicht seitlich fotografiert. Sie trägt eine dunkle Hose, die in hohen dunklen Stiefeln steckt, eine Uniformjacke, eine Mütze auf dem Kopf sowie ein Monokel. Vor sich hat sie einen Stuhl, den sie mit der rechten Hand leicht gekippt hält und auf dessen Sitzfläche sie das rechte Knie abgelegt hat. Die linke Hand hält sie auf Hüfthöhe. Sie hat den Kopf zur rechten Seite gedreht, ihr Blick geht geradeaus. Im Hintergrund sind eine Wand sowie – jeweils im Anschnitt – verschiedenes Mobiliar (vermutlich ein Tisch und eine Ablage) zu sehen.
Kontext:
Rosa Braunschweig (1846–1918) war Theaterschauspielerin und -regisseurin. Im „Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen“ von 1903 veröffentlichte sie unter dem Namen Rosa von Braunschweig einen Aufsatz zu der Sängerin und Theaterschauspielerin Felicita von Vestvali (1831–1880), die durch ihre Darstellung männlicher Rollen wie etwa Hamlet oder Romeo berühmt wurde.
In der Publikation des Sexualwissenschaftlers Magnus Hirschgeld und des Kostümforschers Max Tilke „Der erotische Verkleidungstrieb“ taucht diese Abbildung von Rosa Braunschweig im Abschnitt „Frauen als Soldaten“ auf.
Ein anderes Foto von Rosa Braunschweig war Teil der Bilderwand „Sexuelle Zwischenstufen“, die für den im August 1913 in London tagenden internationalen medizinischen Kongress angefertigt und dann im Institut für Sexualwissenschaft gezeigt wurde. Der Gründer des Instituts, Magnus Hirschfeld, wollte mit der Bilderwand seine um 1910 vorgelegte „Zwischenstufentheorie“ veranschaulichen und untermauern.
Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das Konzept der Zwischenstufen die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstige körperliche Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstige seelische Eigenschaften.
Mit dieser Theorie öffnete Hirschfeld bereits 1907 das gängige Konzept des biologisch-genitalen Geschlechts für Aspekte, die u.a. auf der erlebten Identität der Individuen beruhten.
Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, Rainer (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher gingen damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.
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Ort
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Berlin
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Gefördert durch
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Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin