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Titel des Objekts
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Porträtfoto der Malerin Rosa Bonheur
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Beschreibung des Objekts
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Schwarz-Weiß-Fotografie eines Brustporträts von Rosa Bonheur. Bonheur wurde leicht seitlich fotografiert, ihr Kopf und ihr Blick sind der Kamera zugewandt. Sie trägt eine dunkle Jacke mit einem Besatz am Kragen sowie links und rechts neben der Knopfleiste, darunter eine helle Bluse, von der nur der Kragen zu sehen ist. Auf der Brust trägt sie ein Schmuckstück, dass einem Orden gleicht. Sie wurde vor einem neutralen Hintergrund fotografiert. Das Porträt erscheint in Form eines Ovals.
Kontext:
Die französische Malerin Rosa Bonheur (1822–1899), konzentrierte sich in ihrer Kunst v. a. auf große Tiere, die sie auf Pferdemärkten, Bauern- und Schlachthöfen studierte. Vermutlich auch zu ihrem eigenen Schutz und um in diesen männlich dominierten Umgebungen weniger aufzufallen, beantragte sie 1850 zum ersten Mal eine Erlaubnis, Hosen zu tragen, die jedoch nur ein halbes Jahr gültig war. 1857 bekam sie von der Polizei dann eine ständige Sondererlaubnis.
Der Sexualwissenschaftler und Sexualreformer Magnus Hirschfeld nutze ein Porträt von Bonheur in der Bilderwand „Sexuelle Zwischenstufen“, die für den im August 1913 in London tagenden internationalen medizinischen Kongress angefertigt und dann im Institut für Sexualwissenschaft gezeigt wurde. Der Gründer des Instituts, Magnus Hirschfeld, wollte mit der Bilderwand seine um 1910 vorgelegte „Zwischenstufentheorie“ veranschaulichen und untermauern.
Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das Konzept der Zwischenstufen die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstige körperliche Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstige seelische Eigenschaften.
Mit dieser Theorie öffnete Hirschfeld bereits 1907 das gängige Konzept des biologisch-genitalen Geschlechts für Aspekte, die u.a. auf der erlebten Identität der Individuen beruhten.
Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, Rainer (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher gingen damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.
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Ort
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Berlin
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Sprache
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de
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Gefördert durch
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Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin