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Titel des Objekts
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Illustration von Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg
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Beschreibung des Objekts
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Schwarz-Weiß-Fotografie einer Illustration von Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg. Der Herzog liegt mit einem kleinen Hund auf seinem Schoß auf einem Sofa, er ist seitlich abgebildet und vom Kopf bis zu den Füßen zu sehen. Er trägt ein langes Kleid und eine Kopfbedeckung mit einem Schleier. Er blickt auf den Hund herab, auf dem eine seiner Hände ruht. Der Hund blickt die Betrachtenden an. Im Hintergrund links ist eine weibliche, im Profil abgebildete Person zu sehen. Neben ihr ist vermutlich ein Vorhang aufgespannt, der ein Sternenmuster aufweist. Der Boden besteht vermutlich aus Holzdielen.
Kontext:
August von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772–1822) wurde eine Neigung zum „Crossdressing“ nachgesagt. So soll er sich gern in Frauenkleidung gezeigt und damit den Gothaer Hof brüskiert haben.
Hirschfeld und andere, die sich für die Rechte von sexuellen Minderheiten einsetzten, griffen in ihren Schriften und weiteren aufklärerischen Arbeiten auf historische oder bekannte Persönlichkeiten zurück, die sich den Geschlechternormen ihrer Zeit widersetzen. Damit verwiesen sie auf eine lange Traditionslinie geschlechtlicher Identitätskonzepte, die jenseits der zweigeschlechtlichen, heterosexuellen Norm lagen.
In diesem Kontext lässt sich das Porträt von August – aufgrund seiner vermeintlich „weiblichen Anteile“ – als Beispiel einer sog. „Zwischenstufe“ lesen.
Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das Konzept der von Hirschfeld entwickelten „Zwischenstufen“ die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstige körperliche Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstige seelische Eigenschaften.
Mit dieser Theorie öffnete Hirschfeld bereits 1907 das gängige Konzept des biologisch-genitalen Geschlechts für Aspekte, die u.a. auf der erlebten Identität der Individuen beruhten.
Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, Rainer (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher gingen damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.
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Ort
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Berlin
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Sprache
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de
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Gefördert durch
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Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin