Porträtfoto eines Berliner Künstlers (vermutlich Max Tilke)

Objekt

Objekttyp
Titel des Objekts
Porträtfoto eines Berliner Künstlers (vermutlich Max Tilke)
Beschreibung des Objekts
Schwarz-Weiß-Fotografie, die eine Person vor einem dunklen Hintergrund zeigt. Die Person ist vom Kopf bis etwa zur Brust zu sehen. Sie trägt einen Hut mit breiter gemusterter Krempe, vermutlich ein dunkles Oberteil, das von einem weißen großen Spitzenkragen, vielleicht einem Spanischen Kragen, dominiert wird. Die Aufnahme erfolgte halbfrontal, die Person hat ihren Kopf hin zur Kamera gedreht und blickt direkt in diese hinein.

Kontext:
Bei der abgebildeten Person könnte es sich laut dem Medizinhistoriker Rainer Herrn um den Mitherausgeber der Publikation „Der erotische Verkleidungstrieb“ Max Tilke handeln (vgl. Herrn, Rainer (2005): Schnittmuster des Geschlechts. Transvestitismus und Transsexualität in der frühen Sexualwissenschaft, Gießen, S. 71). Herrn schreibt zu Tilke: „Tilke kolportiert in einem Brief von 1939, dass er infolge seines »Kostümfimmels« auch ironisch »Schah von Perversien« genannt wurde“ (vgl. ebd.). Und bei Hergemöller ist zu lesen: „T. fühlt sich in der Gesellschaft von Transvestiten am wohlsten und liebte, Damenkleidung anzulegen.“ (Hergemöller, Bernd (2001): Mann für Mann. Ein biographisches Lexikon, Suhrkamp, S. 692f.). In dem von Magnus Hirschfeld publizierten Buch „Die Transvestiten“ wird Tilke vermutlich unter „Fall VI“ beschrieben (vg. Hirschfeld, Magnus (1925): Die Transvestiten. Eine Untersuchung über den erotischen Verkleidungstrieb mit umfangreichem casuistischen und historischen Material, Verlag „Wahrheit“ Ferdinand Spohr, S. 54–58).

Nachdem sich der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld als Experte auf dem Gebiet des „Transvestitismus“ etabliert hatte, veröffentlichte er 1910 die Publikation „Die Transvestiten“ und stellte dort eine Kasuistik verschiedener ihm meist persönlich bekannter Crossdresser auf der Grundlage von biografischen Details, Alltagsgewohnheiten und Lebensrealitäten dar – ohne dabei Bildmaterial zu verwenden.
Zwei Jahre später publizierte Hirschfeld – als Ergänzung zu „Die Transvestiten“ – den Band „Der erotische Verkleidungstrieb“, aus dem das hier dargestellte Foto stammt. Im Vorwort schreibt Hirschfeld: „Im textlichen Teile des Buches: ‚Die Transvestiten‘ sprachen wir die Absicht aus, in einem besonderen illustrierten Teile die in diesem Werke bekundeten Ausführungen durch instruktive Abbildungen zu ergänzen, sofern danach in größerer Anzahl Wünsche an uns herantreten würden. Solche Anliegen sind uns bei dem über Erwarten großen Interesse, das dem Buche ‚Die Transvestiten‘ entgegengebracht wurde, so zahlreich zugegangen, daß wir schon jetzt — einem allgemeinen Verlangen Rechnung tragend — zur Verwirklichung dieses Planes geschritten sind.“ (Hirschfeld, Magnus und Tilke, Max (1912): Der erotische Verkleidungstrieb (Die Transvestiten), Alfred Pulvermacher & Co., unpaginiert).

Vor diesem Hintergrund ist anzunehmen, dass Tilke dieses Foto für die von ihm und Hirschfeld herausgegebene Publikation zur Verfügung stellte. Der Wunsch nach Sichtbarkeit jenseits eines „medizinischen Falls“ zeigt sich in der gewählten Selbstinszenierung, die hier zum Ausdruck kommt.
Abgebildete Person(en)
Max Tilke
Datierung
Ort
Berlin
Sprache
de
Nutzungsrechte Metadaten
CC0
Nutzungsrechte Digitalisat
Public Domain Mark
Gefördert durch
Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

Exportieren