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Titel des Objekts
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Abbildung verschiedener Scherzpostkarten
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Beschreibung des Objekts
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Schwarz-Weiß-Fotografie, auf der verschiedene gezeichnete Postkartenmotive zu sehen sind, die die Harden-Eulenburg-Affäre thematisieren. Insgesamt sind vier Zeichnungen zu sehen, die in zwei Reihen zu je zwei Abbildungen angeordnet sind. Oben links ist ein Männerpaar zu sehen, das sich untergehakt hat. Der linke Mann trägt die Preußische Uniform mit Pickelhaube und hat in einer Hand eine rauchende Zigarre oder Zigarette. Der rechte Mann trägt einen Anzug und einen langen Gehrock, auf dem Kopf trägt er einen Zylinderhut, an der Brust einen Orden. Der darunter stehende Text lautet: „Reich‘ mir die Hand, mein Leben. Komm auf mein Schloss mit mir.“ Über dem Paar steht „Ideale Liebe“.
Das Motiv daneben zeigt einen Mann im Gefängnis, der mit einem Federkiel einen Brief schreibt. Er sitzt auf einem Hocker an einem schmalen Tisch, der an einer Wand mit einem vergitterten Fenster steht. Jenseits der Wand sieht man einen Vogel mit einem Schriftstück im Schnabel davonfliegen, auf dem „Telegram Berlin“ zu lesen ist. Unter der Zeichnung steht gedruckt: „Telegramm.“ gefolgt von einem handschriftlich verfassten Text:
„Herrn Grafen Kuno Excellenz Berlin
Du Süßer! Tütti!
Bedaure herzlichst den Ausgang
deines Prozesses. Konnte als
Sachverständiger leider nicht kommen,
da hier dienstlich verhindert.
Trinke auf dein Wohl eben eine
Flasche Einbrennsuppe.
Eins, zwei, drei. – Hussa!
Dein Wölfl-Gustl“
In der Reihe darunter befinden sich zwei weitere Zeichnungen, die zusammengehören. Die linke Zeichnung zeigt drei Soldaten in Rückenansicht, die voranstürmen, und ihnen voraus einen weiteren Soldaten mit Federbuschhelm und gezücktem Säbel, der auf einem Pferd voranprescht. Darunter steht der Text: „1870: Da lebt‘ noch der Moltke, ein tapferer Mann, Der griff die Soldaten von vorne an.“ Auf der Zeichnung daneben sind zwei Soldaten abgebildet, die vor einem dritten fliehen, der die beiden, einen langen Säbel schwingend, verfolgt. Im Text darunter ist zu lesen: „1907: Der heutige Moltke, man hat es gehört, Der macht den Angriff immer – ‚verkehrt’!“
Kontext:
Die Postkarten sind im Kontext der Harden-Eulenburg-Affäre zu lesen, ein Skandal, der in verschiedenen Gerichtsverfahren wegen Homosexualität 1907 bis 1909 ausgetragen wurde. Hauptprotagonisten waren dabei u. a. Philipp Fürst zu Eulenburg-Hertefeld und Kuno von Moltke. Die Affäre wuchs sich zum größten Skandal des deutschen Kaiserreiches aus, da es sich um Persönlichkeiten aus dem nahen Umfeld von Kaiser Wilhelm II. handelte.
Der Unterzeile der ersten Postkarte entspricht dem deutschen Titel des Duetts „Là ci darem la mano“ aus Wolfgang Amadeus Mozarts „Oper Don Giovanni“.
Zur zweiten Postkarte: Mit „Kuno“ ist wohl Kuno Graf von Moltke gemeint, dessen Homosexualität ein offenes Geheimnis war.
Die dritte Postkarte links nimmt vermutlich Bezug auf Generalfeldmarschall Helmut von Moltke, der als Chef des Generalstabs maßgeblichen Anteil am Sieg im Deutsch-Französischen Krieg hatte.
Dritte Postkarte rechts: Hier ist wieder Kuno Graf von Moltke gemeint.
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Ort
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Berlin
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Sprache
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de
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Gefördert durch
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Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin