Porträtfoto von König Ludwig II. von Bayern (4)

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Titel des Objekts
Porträtfoto von König Ludwig II. von Bayern (4)
Beschreibung des Objekts
Schwarz-Weiß-Fotografie von König Ludwig II. von Bayern (1845–1886). Er sitzt mit überschlagenen Beinen auf einem kunstvoll geschnitzten Stuhl und ist vom Kopf bis zu den Knien zu sehen. Die Aufnahme erfolgte leicht seitlich vor einer neutralen Wand. Ludwig II trägt eine dunkle Hose, eine helle, lange Jacke, darunter eine dunkle Weste und ein helles Hemd, mit einer Schleife am Kragen. Die Hände hat er in den Schoß gelegt. Den Kopf hat er nach links gedreht und blickt geradeaus.

Kontext:
Der Sexualwissenschaftler und Sexualreformer Magnus Hirschfeld und weitere Zeitgenossen veröffentlichten das Porträt meist mit weiteren Fotografien von Ludwig II. Hirschfeld schreibt zu den Porträts, dass in diesen „unverkennbar die feminine Natur des Königs zum Ausdruck kommt“ (Hirschfeld, Magnus (1913): Geschlechtsübergänge. Mischungen männlicher und weiblicher Geschlechtscharaktere (Sexuelle Zwischenstufen), Max Spohr, Text vor Tafel XX). Die Fotografien dienen ihm als Beleg für die These, dass „Bewegungen und Gesten, die unwillkürliche Haltung des Kopfes und der Hände, die Art, die Hände zu geben und die Füße zu setzen“ Aufschluss über die „feminine“ bzw. „virile“ Psyche eines Menschen gebe (vgl. ebd.).

Mit dieser Lesart konnte König Ludwig II. von Bayern als sog. „Zwischenstufe“ gedeutet werden. Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das von Hirschfeld entwickelte Konzept der Zwischenstufen die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstige körperliche Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstige seelische Eigenschaften.

Mit dieser Theorie öffnete Hirschfeld bereits 1907 das gängige Konzept des biologisch-genitalen Geschlechts für Aspekte, die u.a. auf der erlebten Identität der Individuen beruhten. Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, Rainer (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher gingen damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.

Der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld und andere, die sich für die Rechte (sexueller) Minderheiten einsetzen, griffen in ihren Schriften und weiteren aufklärerischen Arbeiten oft auf historische oder bekannte Persönlichkeiten zurück, die nicht in geschlechtliche Normvorstellungen passten. Damit verwiesen sie auf eine lange Traditionslinie von Identitätskonzepten, die jenseits der zweigeschlechtlichen, heterosexuellen Norm lagen.
Abgebildete Person(en)
Ludwig II.
Datierung
Ort
Berlin
Sprache
de
Nutzungsrechte Metadaten
CC0
Nutzungsrechte Digitalisat
Public Domain Mark
Gefördert durch
Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

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