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Titel des Objekts
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Abbildung eines Crossdressers in Ballettbekleidung
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Beschreibung des Objekts
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Ganzkörperliche Schwarz-Weiß-Fotografie einer Person, die auf einem Stuhl sitzt und ein Ballettkostüm trägt. Sie wurde frontal vor einer neutralen Wand fotografiert, hat ein Bein über das andere gelegt, die Hände stemmt sie vermutlich in die Hüften. Der üppige Rock (Tutu) umgibt sie so, dass dessen Stoff vorn den Bauch der Person bis zu deren Brust bedeckt und ihr im Rücken bis zu den Ohren reicht. Die Person trägt Ballettschuhe, ein schwarzes Trägeroberteil, weiße Strümpfe oder eine Strumpfhose, ein Halsband und Haarschmuck. Einen Fuß hat sie auf die Spitze ihres Schuhs gestellt.
Kontext:
Bei der dargestellten Person handelt es sich um einen Crossdresser, der im damaligen Sprachgebrauch „Transvestit“ genannt wurde.
Nachdem sich der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld als Experte auf dem Gebiet des „Transvestitismus“ etabliert hatte, veröffentlichte er 1910 die Publikation „Die Transvestiten“ und stellte dort eine Kasuistik verschiedener ihm meist persönlich bekannter Crossdresser auf der Grundlage von biografischen Details, Alltagsgewohnheiten und Lebensrealitäten dar – ohne dabei Bildmaterial zu verwenden.
Zwei Jahre später publizierte Hirschfeld – als Ergänzung zu „Die Transvestiten“ – den Band „Der erotische Verkleidungstrieb“, aus dem das hier dargestellte Foto stammt. Im Vorwort schreibt Hirschfeld: „Im textlichen Teile des Buches: ‚Die Transvestiten‘ sprachen wir die Absicht aus, in einem besonderen illustrierten Teile die in diesem Werke bekundeten Ausführungen durch instruktive Abbildungen zu ergänzen, sofern danach in größerer Anzahl Wünsche an uns herantreten würden. Solche Anliegen sind uns bei dem über Erwarten großen Interesse, das dem Buche ‚Die Transvestiten‘ entgegengebracht wurde, so zahlreich zugegangen, daß wir schon jetzt — einem allgemeinen Verlangen Rechnung tragend — zur Verwirklichung dieses Planes geschritten sind.“ (Hirschfeld, Magnus und Tilke, Max (1912): Der erotische Verkleidungstrieb (Die Transvestiten), Alfred Pulvermacher & Co., unpaginiert).
Vor diesem Hintergrund ist anzunehmen, dass die Person dieses Foto Hirschfeld für den Abdruck zur Verfügung stellte. Der Wunsch nach Sichtbarkeit jenseits eines „medizinischen Falls“ zeigt sich in der gewählten Selbstinszenierung, die hier zum Ausdruck kommt.
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Ort
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Berlin
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Sprache
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de
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Gefördert durch
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Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin