Abbildung einer Karikatur von Heinrich III. von Frankreich

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Objekttyp
Titel des Objekts
Abbildung einer Karikatur von Heinrich III. von Frankreich
Beschreibung des Objekts
Schwarz-Weiß-Fotografie vermutlich eines Stichs, der Heinrich III. von Frankreich darstellen soll. Heinrich III. steht dort in einer Landschaft, im Hintergrund sind ein See und die Gebäude eines Dorfes zu sehen. Er trägt einen geschmückten Hut auf dem Kopf, einen spanischen Kragen, knielange Hosen, ein geknöpftes Oberteil und einen Mantel, der ihm über einer der Schultern hängt. In der linken Hand hält er ein Schwert, die rechte stützt er in die Hüfte. Er ist frontal abgebildet, den Kopf hat er nach rechts gedreht. Unter seinen Füßen steht auf einem Stoffbanner: „A tous Acords“.

Darunter befindet sich eine schraffierte Fläche mit einer Texttafel, auf der zu lesen ist:

„Je ne suis male, ni Femelle
Et si je suis bien en cervelle
Lequel des deux je dois choisir.
Mais qu’importe à qui on ressamble.
Il vaut mieux les avoir ensemble.
On en reçoit double plaisir.“

(etwa: Ich bin weder männlich noch weiblich
Und wenn ich klug bin
Welches von beiden soll ich wählen.
Aber es ist egal, wem man ähnelt
Es ist besser, beides zusammen zu haben.
Man hat davon doppeltes Vergnügen.)

Im oberen Teil der Zeichnung findet sich ein zweites Stoffbanner mit der Aufschrift:
„Part est una patris, caetera matris habet.“ (Nur einen Teil hat er vom Vater, alles andere von der Mutter)

Kontext:
Bei der Abbildung handelt es sich um eine Karikatur von Heinrich III. (Frankreich) (1551–1589), dessen angebliche Homosexualität und seine Vorliebe für Frauenkleider als „Hermaphroditismus“ hier verspottet wird.

Eine ähnliche Abbildung zierte das Titelbild des satirischen Buches von Thomas Artus „Les Hermaphrodites“ von 1606. Die Abbildung wurde auch 1726 in „Description de l'isle des hermaphrodites, nouvellement decouverte“ abgedruckt.

Mit dieser Abbildung wollte der Sexualwissenschaftler und Sexualreformer Magnus Hirschfeld vermutlich auf eine lange historische Tradition von geschlechtlichen Identitätskonzepten verweisen, die jenseits der zweigeschlechtlichen Norm lagen und als sog. „Zwischenstufe“ gelesen werden konnten.

Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das von Hirschfeld entwickelte Konzept der Zwischenstufen die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstige körperliche Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstige seelische Eigenschaften.

Mit dieser Theorie öffnete Hirschfeld bereits 1907 das gängige Konzept des biologisch-genitalen Geschlechts für Aspekte, die u.a. auf der erlebten Identität der Individuen beruhten.
Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, Rainer (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher gingen damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.
Abgebildete Person(en)
Heinrich III.
Datierung
Ort
Berlin
Sprache
de
Nutzungsrechte Metadaten
CC0
Nutzungsrechte Digitalisat
Public Domain Mark
Gefördert durch
Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

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