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Titel des Objekts
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Abbildung einer Sammlung von Zöpfen
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Beschreibung des Objekts
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Schwarz-Weiß-Fotografie verschiedener, nebeneinander arrangierter Schleifen mit menschlichen Haaren/Zöpfen. Über jeder Schleife ist ein Schild mit einem Namen angebracht. Es scheint sich hier um männliche Namen zu handeln. Insgesamt sind drei Reihen zu je drei Schleifen/Zöpfen abgebildet. Die Aufnahme erfolgte frontal, der Hintergrund, auf dem die Zöpfe arrangiert wurden, ist neutral.
Kontext:
Laut Bildunterschrift handelt es sich hierbei um die Sammlung eines sogenannten „Haarfetischisten“ bzw. „Zopffetischisten“ bzw. „Zopfabschneiders“. In der Publikation „Sittengeschichte des Lasters“ ist zu lesen: „Der Zopffetischist ist teils Haarfetischist, teils Saliromane oder Sadist. Ersteres, wenn es ihm nur auf die Erlangung eines Fetischs ankommt, letzteres, wenn der Höhepunkt seiner Wollust mit dem Raub des Zopfes zusammenfällt. […] Ueber die Strafbarkeit des Zopffetischisten sind sich die Juristen nicht einig. Sie nehmen je nach der verschiedenen juristischen ‚Konstruktion‘ Diebstahl, Körperverletzung oder Beleidigung an.“ (Schidrowitz, Leo (1927): Sittengeschichte des Lasters, Leipzig: Verlag für Kulturgutforschung, S. 218)
Nach der Onanie war der Fetischismus eines der ersten sexuellen Phänomene, die die Psychiater des 19. Jahrhunderts interessierten. Fetischismus wurde hier bereits, wie auch später in der Psychoanalyse, auf Assoziationen zurückgeführt. Der Sexualwissenschaftler und Sexualreformer Magnus Hirschfeld verwirft diese Theorie und entwickelt eine eigene, die konsequent von dem sexualbiologischen Ansatz ausgeht.
Sexuelle Anziehung geht nach Hirschfeld nicht von der gesamten Person aus, sondern von bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen. Er spricht deshalb von „Teilanziehung“ oder „partieller Attraktion“. „Die Zahl der Fetische ist unbegrenzt groß. Von Kopf bis Fuß gibt es kein Fleckchen am Körper, und von der Kopfbedeckung bis zur Fußbekleidung kein Fältchen im Gewand, von dem nicht eine fetischistische Reizwirkung ausgehen könnte.“ (Hirschfeld, Magnus (1920): Sexualpathologie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Studierende, 3. Teil, A. Marcus & E. Webers Verlag, S. 5) Da die Teilanziehung Grundlage jeder sexuellen Attraktion sei, gebe es gesunde und pathologische Fetischismen. Der gesunde Fetischismus höre dann auf, wenn die Attraktion des Partiellen – sei es Zunge oder Zopf – so überbewertet und von der Person losgelöst werde, dass diese unwichtig sei (siehe ebd.).
Eine Abbildung der Zopfsammlung hing in einem Ausstellungsraum des Instituts für Sexualwissenschaft zusammen mit anderen Bildern an einer Wand. Dies lässt sich auf der Grundlage einer zeitgenössischen Fotografie des Raums rekonstruieren, der Abbildungen und Objekte sog. „Geschlechtstriebabweichungen“ präsentierte.
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Ort
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Berlin
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Sprache
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de
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Gefördert durch
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Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin