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Titel des Objekts
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Abbildung einer von einem sog. Kältefetischisten angefertigten Zeichnung
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Beschreibung des Objekts
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Schwarz-Weiß-Fotografie einer Zeichnung, die vermutlich das offene Fahrerhaus einer Straßenbahn von der Seite zeigt. Zu sehen sind zwei Personen: der Fahrer sowie eine neben ihm stehende Person, die kurze Stiefel und ein kurzes Kleid trägt, das Arme und Schultern freilässt. Der Fahrer trägt einen Wintermantel und eine Mütze, seine Hände umfassen ein Steuerrad, er schaut geradeaus. Die neben ihm stehende Person lehnt sich mit dem Rücken an die Rückwand des offenen Fahrerhauses, ihre Hände hält sie hinter dem Rücken. Auch sie sieht geradeaus. Sie steht neben dem Absperrgitter des Fahrerhauses. Vorn am Fahrerhaus befindet sich die Zahl 59. Es scheint Winter zu sein und zu schneien.
Kontext:
Die Zeichnung stammt laut Bildunterschrift von einem sog. „Kältefetischisten“. Das Institut für Sexualwissenschaft beherbergte einige Werke dieser „Kältefetischisten“, die oft sehr ähnliche Motive aufwiesen.
Nach der Onanie war der Fetischismus eines der ersten sexuellen Phänomene, die die Psychiater des 19. Jahrhunderts interessierten. Fetischismus wurde hier bereits, wie auch später in der Psychoanalyse, auf Assoziationen zurückgeführt. Der Sexualwissenschaftler und Sexualreformer Magnus Hirschfeld verwirft diese Theorie und entwickelt eine eigene, die konsequent von dem sexualbiologischen Ansatz ausgeht.
Sexuelle Anziehung geht nach Hirschfeld nicht von der gesamten Person aus, sondern von bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen. Er spricht deshalb von „Teilanziehung“ oder „partieller Attraktion“. „Die Zahl der Fetische ist unbegrenzt groß. Von Kopf bis Fuß gibt es kein Fleckchen am Körper, und von der Kopfbedeckung bis zur Fußbekleidung kein Fältchen im Gewand, von dem nicht eine fetischistische Reizwirkung ausgehen könnte.“ (Hirschfeld, Magnus (1920): Sexualpathologie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Studierende, 3. Teil, A. Marcus & E. Webers Verlag, S. 5) Da die Teilanziehung Grundlage jeder sexuellen Attraktion sei, gebe es gesunde und pathologische Fetischismen. Der gesunde Fetischismus höre dann auf, wenn die Attraktion des Partiellen – sei es Zunge oder Zopf – so überbewertet und von der Person losgelöst werde, dass diese unwichtig sei (siehe ebd.).
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Ort
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Berlin
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Sprache
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de
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Gefördert durch
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Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin