Doppelporträt mit Alexander Iljitsch Siloti und Pjotr Iljitsch Tschaikowski

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Objekttyp
Titel des Objekts
Doppelporträt mit Alexander Iljitsch Siloti und Pjotr Iljitsch Tschaikowski
Beschreibung des Objekts
Schwarz-Weiß-Fotografie eines Doppelporträts (Brustporträt), das Alexander Siloti (links) und Pjotr Iljitsch Tschaikowski (rechts) zeigt. Beide sind frontal abgebildet, Tschaikowski hat seinen Kopf leicht zur Seite gedreht. Beide tragen graue Jacken, darunter ein weißes Hemd. Der Hintergrund ist neutral, vermutlich handelt es sich um eine Atelieraufnahme, die als Vignette hergestellt wurde.

Kontext:
Der Sexualwissenschaftler und Sexualreformer Magnus Hirschfeld führt in seinem Buch „Geschlechtsübergänge“ Beispiele homosexueller männlicher Paare an, darunter das hier gezeigte. Er schreibt, dass Homosexualität von Natur aus zu den verschiedenen Formen der „Geschlechtsübergängen“ gehöre: „Nicht minder merkwürdig, wie das Fehlen eines Grundstoffes im periodischen System der Elemente würde das Nichtvorhandensein der Homosexualität in dem Kettenringe hermaphroditischer Formationen sein.“ (vgl. Hirschfeld, Magnus (1913): Geschlechtsübergänge. Mischungen männlicher und weiblicher Geschlechtscharaktere (Sexuelle Zwischenstufen), Max Spohr, Text vor Tafel XXXII).

Dieses Foto war Teil der Bilderwand „Sexuelle Zwischenstufen“, die für den im August 1913 in London tagenden internationalen medizinischen Kongress angefertigt und dann im Institut für Sexualwissenschaft gezeigt wurde. Der Gründer des Instituts, Magnus Hirschfeld, wollte mit der Bilderwand seine um 1910 vorgelegte „Zwischenstufentheorie“ veranschaulichen und untermauern.

Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das Konzept der Zwischenstufen die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstige körperliche Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstige seelische Eigenschaften.

Mit dieser Theorie öffnete Hirschfeld bereits 1907 das gängige Konzept des biologisch-genitalen Geschlechts für Aspekte, die u.a. auf der erlebten Identität der Individuen beruhten.
Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, Rainer (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher gingen damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.
Datierung
Ort
Berlin
Sprache
de
Nutzungsrechte Metadaten
CC0
Nutzungsrechte Digitalisat
Public Domain Mark
Gefördert durch
Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

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