Rollenporträt von Felicita von Vestvali als Hamlet (1)

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Titel des Objekts
Rollenporträt von Felicita von Vestvali als Hamlet (1)
Beschreibung des Objekts
Ganzkörperliche Schwarz-Weiß-Fotografie der Schauspielerin und Sängerin Felicita von Vestvali in der Rolle des Hamlet. Vestvali sitzt inmitten einer Theaterkulisse auf einem Stein. Sie trägt einen schwarzen Umhang, eine schwarze Jacke, darunter ein weißes Hemd, schwarze Hosen, schwarze Schuhe und eine dunkle Kopfbedeckung. Sie ist von der Seite fotografiert. Das eine Bein hat sie über das andere geschlagen, den Kopf leicht zur Seite gedreht, ihr Blick ist unbestimmt. In der Hand hält sie einen menschlichen Totenschädel. Die Kulissen um sie herum deuten auf eine Szene in der Natur hin. Im Hintergrund ist eine Landschaft mit Bäumen zu sehen, um sie herum liegen Zweige auf dem Boden.

Kontext:
Felicita von Vestvali (1831–1880) wurde als Anna Marie Stegemann in Stettin geboren. Sie erlangte Berühmtheit durch ihre Darstellung männlicher Rollen wie etwa Hamlet oder Romeo.

Der Sexualforscher und Sexualreformer Magnus Hirschfeld stuft sie in seinem Werk „Geschlechtsübergänge“ als „virile, androgyne“ Frau und als „Uranierin“, das damals gebräuchliche Wort für Lesbe, ein. Besonders im Bau des Kehlkopfes und dem Klang der Stimme, so Hirschfeld, machten sich Übergangsformen zwischen den Geschlechtern bemerkbar (vgl. Hirschfeld, Magnus (1913): Geschlechtsübergänge. Mischungen männlicher und weiblicher Geschlechtscharaktere (Sexuelle Zwischenstufen), Max Spohr, Text vor Tafel XXIII). Entsprechend tauchte das Bild im Kontext der sog. „Zwischenstufen“ auf.

Sehr verkürzt gesagt, beschreibt dieses Konzept die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstige körperliche Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstige seelische Eigenschaften.

Mit dieser Theorie öffnete Hirschfeld bereits 1907 das gängige Konzept des biologisch-genitalen Geschlechts für Aspekte, die u.a. auf der erlebten Identität der Individuen beruhten.
Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, Rainer (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher gingen damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.
Urheber*in
H. Prothmann
Abgebildete Person(en)
Felicita von Vestvali
Aufnahmedatum
1860
Datierung
Ort
Berlin
Sprache
de
Nutzungsrechte Metadaten
CC0
Nutzungsrechte Digitalisat
Public Domain Mark
Gefördert durch
Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

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