Fotografie, die einen Mann mit Maske zeigt

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Fotografie, die einen Mann mit Maske zeigt
Beschreibung des Objekts
Schwarz-Weiß-Fotografie eines sitzenden Mannes mit nacktem Oberkörper und einer schwarzen Maske vor dem Gesicht, die vermutlich dem Zweck der Anonymisierung dient. Die Aufnahme fand wahrscheinlich in einem Raum vor einer Wand statt. Der Mann ist vom Kopf bis zu den Oberschenkeln zu sehen, auf einen stützt er beide seine Hände. Er ist frontal fotografiert, den Kopf hat er zur rechten Seite gedreht.

Kontext:
Der Sexualwissenschaftler und Sexualreformer Magnus Hirschfeld schreibt in seiner Publikation „Geschlechstübergänge“, dass es sich bei dem 28-jährigen Mann um eine homosexuell empfindende Person handele und führt in seinem Bericht eine recht umfangreiche Liste von Körpermaßen an, die ein militärätzlicher Kollege angefertigt habe (vgl. Hirschfeld, Magnus (1913): Geschlechtsübergänge. Mischungen männlicher und weiblicher Geschlechtscharaktere (Sexuelle Zwischenstufen), Max Spohr, Text vor Tafel XI).

Dies ist im Kontext des von Hirschfeld entwickelten „Zwischenstufenkonzepts“ zu verstehen, das u. a. auch mit Körpermaßen arbeitete. Der „Zwischenstufentheorie“ lag die Annahme zugrunde, dass menschliche Eigenschaften eine männliche oder eine weibliche Ausprägung aufwiesen, die sich messen ließe, darunter auch Körpergröße, Knochen, Schädel, Becken, Gelenke, Muskulatur, aber auch z. B. Mimik und Handschrift.

Allgemein und sehr verkürzt, beschreibt das Konzept der Zwischenstufen die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstige körperliche Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstige seelische Eigenschaften.

Mit dieser Theorie öffnete Hirschfeld bereits 1907 das gängige Konzept des biologisch-genitalen Geschlechts für Aspekte, die u.a. auf der erlebten Identität der Individuen beruhten.
Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, Rainer (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher gingen damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.
Datierung
Ort
Berlin
Sprache
de
Nutzungsrechte Metadaten
CC0
Nutzungsrechte Digitalisat
Public Domain Mark
Gefördert durch
Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

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