Fotografie von A. B. (2)

Objekt

Objekttyp
Titel des Objekts
Fotografie von A. B. (2)
Beschreibung des Objekts
Ganzkörperliche Schwarz-Weiß-Fotografie einer unbekleideten Person vor einem dunklen Vorhang. Sie hat die Hände in die Hüften gestemmt und blickt direkt in die Kamera. Die Person wurde frontal fotografiert.

Weil heute nicht mehr nachvollzogen werden kann, unter welchen Umständen und Bedingungen diese Fotografie einer nackten Person entstanden ist, wird die Abbildung hier nur teilweise in Klarform gezeigt.

Kontext:
Das Bild gehört zu einer Serie aus mindestens vier Fotos, die von A. B. angefertigt wurden.

Der Sexualwissenschaftler und Sexualreformer Magnus Hirschfeld beschreibt in seiner Publikation „Sexualpathologie, Teil 2“ den „Fall A. B.“ recht ausführlich. A. B. kann aus heutiger Sicht als trans* Person gelesen werden. Er bekam damals das Recht, Männerkleidung zu tragen und auch dem Antrag einer Änderung des Vornamens wurde stattgegeben (vgl. Hirschfeld, Magnus (1918): Sexualpathologie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Studierende. Zweiter Teil. Sexuelle Zwischenstufen. Das männliche Weib und der weibliche Mann, A. Marcus & E. Webers, S. 21ff.).

Dieses Foto aus der Serie von A. B. war Teil der Bilderwand „Sexuelle Zwischenstufen“, die für den im August 1913 in London tagenden internationalen medizinischen Kongress angefertigt und dann im Institut für Sexualwissenschaft gezeigt wurde. Der Gründer des Instituts, Magnus Hirschfeld, wollte mit der Bilderwand seine um 1910 vorgelegte „Zwischenstufentheorie“ veranschaulichen und untermauern.

Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das Konzept der Zwischenstufen die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstige körperliche Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstige seelische Eigenschaften.

Mit dieser Theorie öffnete Hirschfeld bereits 1907 das gängige Konzept des biologisch-genitalen Geschlechts für Aspekte, die u.a. auf der erlebten Identität der Individuen beruhten.
Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, Rainer (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher gingen damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.

A.B. taucht in der Dissertation von Hans Abraham, der um 1920 am Institut für Sexualwissenschaft forschte, als „Fall 3“ auf (Abraham, Hans (1921): Der weibliche Transvestitismus. Aus dem Institut für Sexualwissenschaft (Leiter: San. Rat Dr. Magnus Hirschfeld) Berlin, Berlin, Med. Diss., S. 10–13).
Datierung
Ort
Berlin
Sprache
de
Nutzungsrechte Metadaten
CC0
Nutzungsrechte Digitalisat
Public Domain Mark
Gefördert durch
Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

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