Abbildung einer Ansichtskarte aus der Sammlung von K. (II)

Objekt

Objekttyp
Titel des Objekts
Abbildung einer Ansichtskarte aus der Sammlung von K. (II)
Beschreibung des Objekts
Schwarz-Weiß-Fotografie einer Ansichtskarte, die eine Frau von der Seite zeigt, wie sie in einem Zimmer ihre Füße und eine Hand am Feuer eines offenen Kamins wärmt. Sie sitzt auf einem Stuhl parallel zum Kamin. Über die hohe Rückenlehne des Stuhls hat sie ein Kleidungsstück, vielleicht einen Morgenmantel, gelegt. Sie trägt ein leichtes, helles Kleid, das ein Stück über ihre Schulter gerutscht ist, sodass diese und ein Teil des Oberarms entblößt sind. Ihr Kleid ist bis zu den Oberschenkeln hochgezogen, auch ihre Waden und Füße sind nackt. Das eine Bein hat sie über das andere geschlagen. Auf dem Kamin stehen verschiedene Gegenstände: eine Uhr, Figuren, Kerzenständer. An der Wand hängen Gemälde, auf dem Boden liegt ein Teppich. Das Zimmer scheint einer Person aus dem bürgerlichen Milieu zu gehören.

Kontext:
Der Sexualwissenschaftler und Sexualreformer Magnus Hirschfeld berichtet in „Sexualpathologie, Teil 1“, dass der Patient K. etwa 300 Ansichtskarten mit erotischen Darstellungen besitze, die seinem Fetisch entsprechen. Dazu gehörten Darstellungen von Strümpfen, Strumpfbändern, Schuhen sowie von Waden und Füße in bekleidetem Zustand. Diese Vorliebe führe in der Öffentlichkeit immer wieder zu exhibitionistischen Handlungen seitens K.s, so Hirschfeld (vgl. Hirschfeld, Magnus (1917): Sexualpathologie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Studierende. Erster Teil. Geschlechtliche Entwicklungsstörungen mit besonderer Berücksichtigung der Onanie, A. Marcus & E. Webers, S. 63).

Nach der Onanie war der Fetischismus eines der ersten sexuellen Phänomene, die die Psychiater des 19. Jahrhunderts interessierten. Fetischismus wurde hier bereits, wie auch später in der Psychoanalyse, auf Assoziationen zurückgeführt. Der Sexualwissenschaftler und Sexualreformer Magnus Hirschfeld verwirft diese Theorie und entwickelt eine eigene, die konsequent von dem sexualbiologischen Ansatz ausgeht.

Sexuelle Anziehung geht nach Hirschfeld nicht von der gesamten Person aus, sondern von bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen. Er spricht deshalb von „Teilanziehung“ oder „partieller Attraktion“. „Die Zahl der Fetische ist unbegrenzt groß. Von Kopf bis Fuß gibt es kein Fleckchen am Körper, und von der Kopfbedeckung bis zur Fußbekleidung kein Fältchen im Gewand, von dem nicht eine fetischistische Reizwirkung ausgehen könnte.“ (Hirschfeld, Magnus (1920): Sexualpathologie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Studierende, 3. Teil, A. Marcus & E. Webers Verlag, S. 5) Da die Teilanziehung Grundlage jeder sexuellen Attraktion sei, gebe es gesunde und pathologische Fetischismen. Der gesunde Fetischismus höre dann auf, wenn die Attraktion des Partiellen – sei es Zunge oder Zopf – so überbewertet und von der Person losgelöst werde, dass diese unwichtig sei (siehe ebd.).
Mitwirkende*r
Magnus Hirschfeld
Datierung
Ort
Berlin
Sprache
de
Nutzungsrechte Metadaten
CC0
Nutzungsrechte Digitalisat
Public Domain Mark
Gefördert durch
Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

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