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Titel des Objekts
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Abbildung einer Ansichtskarte aus der Sammlung von K. (I)
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Beschreibung des Objekts
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Schwarz-Weiß-Fotografie einer Ansichtskarte, die eine gezeichnete oder gemalte Szene auf einem zugefrorenen See zeigt. Im Vordergrund links steht ein Mann in Winterkleidung und mit Schlittschuhen an den Füßen. Seine Jacke ist am Kragen und an den Ärmeln pelzbesetzt. Er ist von der Seite zu sehen und spricht mit einer Frau, die rechts vor ihm am Ende einer Holzbank sitzt. Einer seiner Arme ist angewinkelt, der Zeigefinger seiner Hand zeigt auf die Frau. Diese trägt ein kurzärmeliges Kleid mit Fellbesätzen, Handschuhe, die ihr bis über die Ellenbogen reichen, und einen großen Hut mit Federn auf dem Kopf. Auch sie trägt Schlittschuhe an den Füßen und hat die Beine übereinandergeschlagen, sodass ihre Strümpfe und die Strumpfbänder sichtbar sind. Eine Hand hat sie grazil auf das übergeschlagene Knie gelegt, die andere Hand ruht auf dem Schlittschuh des übergeschlagenen Fußes. Die Frau ist von vorne dargestellt, sie lächelt und blickt den Mann an. Im Hintergrund ist ein Mann-Frau-Paar, das untergehakt mit Schlittschuhen über das Eis gleitet, sichtbar. Angedeutet im Hintergrund sind kahle Bäume und Büsche in einer Schneelandschaft.
Kontext:
Der Sexualwissenschaftler und Sexualreformer Magnus Hirschfeld berichtet in „Sexualpathologie, Teil 1“, dass der Patient K. etwa 300 Ansichtskarten mit erotischen Darstellungen besitze, die seinem Fetisch entsprechen. Dazu gehörten Darstellungen von Strümpfen, Strumpfbändern, Schuhen sowie von Waden und Füße in bekleidetem Zustand. Diese Vorliebe führe in der Öffentlichkeit immer wieder zu exhibitionistischen Handlungen seitens K.s, so Hirschfeld (vgl. Hirschfeld, Magnus (1917): Sexualpathologie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Studierende. Erster Teil. Geschlechtliche Entwicklungsstörungen mit besonderer Berücksichtigung der Onanie, A. Marcus & E. Webers, S. 63).
Nach der Onanie war der Fetischismus eines der ersten sexuellen Phänomene, die die Psychiater des 19. Jahrhunderts interessierten. Fetischismus wurde hier bereits, wie auch später in der Psychoanalyse, auf Assoziationen zurückgeführt. Der Sexualwissenschaftler und Sexualreformer Magnus Hirschfeld verwirft diese Theorie und entwickelt eine eigene, die konsequent von dem sexualbiologischen Ansatz ausgeht.
Sexuelle Anziehung geht nach Hirschfeld nicht von der gesamten Person aus, sondern von bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen. Er spricht deshalb von „Teilanziehung“ oder „partieller Attraktion“. „Die Zahl der Fetische ist unbegrenzt groß. Von Kopf bis Fuß gibt es kein Fleckchen am Körper, und von der Kopfbedeckung bis zur Fußbekleidung kein Fältchen im Gewand, von dem nicht eine fetischistische Reizwirkung ausgehen könnte.“ (Hirschfeld, Magnus (1920): Sexualpathologie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Studierende, 3. Teil, A. Marcus & E. Webers Verlag, S. 5) Da die Teilanziehung Grundlage jeder sexuellen Attraktion sei, gebe es gesunde und pathologische Fetischismen. Der gesunde Fetischismus höre dann auf, wenn die Attraktion des Partiellen – sei es Zunge oder Zopf – so überbewertet und von der Person losgelöst werde, dass diese unwichtig sei (siehe ebd.).
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Ort
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Berlin
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Sprache
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de
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Gefördert durch
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Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin